Die Geschichte der Goldschmiedeschule mit Uhrmacherschule

Die Geschichte der Goldschmiede- mit Uhrmacherschule beginnt im Jahr 1768. Aufgrund des Vorschlages des Unternehmers Autran wurde in Pforzheim eine staatlich finanzierte schulische Berufsausbildung eingerichtet. Andreas Koessler wurde durch den Marktgraf Karl Friedrich von Baden als erster Lehrer dieser Institution ernannt und trat am 12. September 1768 seinen Dienst an. Im Laufe der nächsten 250 Jahre entwickelte sich die Schule zu einer eigenständigen und international anerkannten Institution.

Die Anfänge im Jahr 1768

Die Geschichte der Goldschmiedeschule mit Uhrmacherschule beginnt am 12. September 1768. Die Grundlage zur Schulgründung wurde jedoch bereits ein Jahr früher gelegt. Im Jahr 1767 erhielten der aus Orange stammende Uhrenfabrikant François Autran und seine beiden Schweizer Entrepreneurs (Mitunternehmer) Amédé Christin und Jean Viala durch Markgraf Karl Friedrich von Baden das Privileg, eine Uhren- und feine Stahlfabrik im Sinne einer staatlichen Manufaktur im Pforzheimer Waisenhaus zu errichten. Bereits am Ende des Jahres 1767 nahmen Autran, Christin und Viala erneut nach der Gründung ihrer Unternehmen Kontakt zum Markgrafen auf. Sie schilderten ihm ihre Vorstellungen über eine staatlich finanzierte schulische Begleitung der in ihrer Manufaktur erteilten Berufsausbildung, um somit die Qualität des Unterrichtes zu erhöhen. Es war Autran, der sich auf die Suche nach einem geeigneten Lehrer machte. Der Miniaturmaler Melchior Andreas Koessler war nach Autrans Ansicht ein geeigneter Bewerber. Der Markgraf schien vom Ideenreichtum und Engagement der Unternehmer beeindruckt. Dies führte dazu, dass am 28. Juli 1768 Markgraf Karl Friedrich von Baden ein Schriftstück unterzeichnet, das einer Ernennungsurkunde Koesslers gleichkam. Melchior Andreas Koessler trat seinen Dienst am 12. September 1768 an. Seine Aufgabe bestand darin, die Zöglinge des Waisenhauses, die in der dortigen Schmuck- und Uhrenfabrikation arbeiteten im Zeichnen zu unterrichten. Besonders begabte Knaben wurden in der Miniatur- oder Emailmalerei, die damals sehr in Mode war unterrichtet. Zudem sollte Koessler der Schmuckmanufaktur Entwürfe für die Emailmalerei liefern.

Zu große Klassengrößen, eine hohe Arbeitsbelastung und die schlechte Bezahlung führten in den ersten Jahren zu einem häufigen Lehrerwechsel. Dennoch wurde die Schule als Standortvorteil wahrgenommen. In einer Werbebroschüre aus dem Jahr 1771 führte Amédé Christin – neben anderen Vorteilen von Betrieb und Standort – die Tatsache der von ihm und seinen Co-Entrepreneurs veranlassten schulischen Ausbildung von Lehrlingen als Werbeargument für seinen Betrieb ins Feld.

Ruinenreste des Pforzheimer Waisenhauses

Die nächsten Jahre bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts waren geprägt durch verschiedenste Auf- und Abwärtsbewegungen in der Pforzheimer Schmuckbranche. Autran pflegte von Beginn an Geschäftsbeziehungen nach Frankreich, Holland, Russland und der Schweiz. Diese internationalen Kontakte nahmen auch die anderen Schmuckfabrikanten auf und stellten bereits seit 1780 auf Messen in Frankfurt am Main sowie in Leipzig aus. Dies machte die Pforzheimer Fabrikanten aber auch abhängig von den europaweiten sozialen, wirtschaft lichen und politischen Entwicklungen. Auch das Bildungssystem war durch eine gewisse Unruhe geprägt. Auf der Suche nach geeigneten Konzepten wurden verschiedene Reformansätze erprobt. Diese bezogen sich sowohl auf den allgemeinbildenden Bereich als auch den beruflichen wie verschiedene neue Formen der Berufsvorbereitung und auch der Berufsausbildung selbst, wie die Zeichenschule Koesslers zeigt. Die Bezeichnung von Arbeits- oder Zuchthäusern als pädagogische Einrichtungen waren durchaus üblich. Vor diesem Hintergrund ist auch zu verstehen, dass es parallel zur Zeichenschule Koesslers und ihrer Zusammenarbeit mit der Schmuckfabrik in Pforzheim eine Freihand-Zeichenschule für die Schüler des Pädagogiums (der ehemaligen Lateinschule) und der Volksschule sowie für sonstige Freiwillige gab. Im Jahr 1805 wurde die Zeichenlehrerstelle durch den Tod von Johannes Schraidt vakant. Nachfolger wurde der Graveur Reinbold. Neben der Erteilung von Unterricht war es seine Aufgabe »der Zeichenschule größere Bedeutung zu verschaffen, da ihr Zweck auf die Bildung guter Handwerker und feinerer Künstler sehr eingreifend« sei. Die Idee der Zeichenschule Koesslers mit ihrer Verknüpfung von betrieblicher und schulischer Ausbildung ging nun vollends in der Freihand-Zeichenschule auf.

Schulgebäude in der Jahnstraße

Die Goldschmiedeschule als Gewerbeschule

Im Jahre 1833 regte ein Erlass des damaligen Murg- und Pfinzkreises der großherzoglichen Regierung an, für die Schüler des Pädagogiums und der Volksschule die »Freihandzeichenschule« als »Handwerkerschule« für die Pforzheimer »Gewerbelehrlinge« auszubauen. Der Unterricht erfolgte an den Sonntagvormittagen außerhalb des Hauptgottesdienstes. Ein Jahr später wurde mit dem Erlass vom 15. Mai 1834 die Handwerkerschule zur Gewerbeschule. War es auch die Idee der ursprünglichen Pforzheimer Zeichenschule, die nun im Gedanken der Gewerbeschule aufging, so bedeutet es gleichzeitig für diese Institution die Eingliederung in eine größere Organisation, stärkere staatliche Regulierungen und damit die teilweise Aufgabe der bisher selbständigen Entwicklung.

Im ersten Schulbericht aus dem Jahr 1835 wurde vermerkt, dass das Fach »Freihandzeichnen« für die Lehrlinge und Gehilfen aus der Schmuckindustrie von einem Graveur unterrichtet wird. Ansonsten unterrichteten nebenamtliche Lehrkräfte, Baupraktikanten, Gymnasiallehrer, Theologen und Volksschullehrer. Der Unterricht fand in verschiedennen städtischen Gebäuden statt und es fehlte eine wirksame schulische Organisation. Die rechtlichen Vorgaben waren wesentlich klarer als zuvor, es scheiterte jedoch an der Umsetzung. Dies stellte sich als sehr nachteilig heraus und führte dazu, dass bereits im Jahr 1838 nur noch das Freihandzeichnen unterrichtet wurde.

Schulgebäude in der Jahnstraße

Eine Konsolidierung trat erst ein, als 1842 der technisch gebildete Baupraktikant Seeger als Gewerbehauptschullehrer eingestellt
wurde. Er führte eine Stundentafel und klar gegliederte Schuljahre ein. Vollends Kontinuität kehrte dann 1844 ein, als Gewerbeschulkandidat Philipp Huber, ein Absolvent der Polytechnischen Schule in Karlsruhe, die Leitung der Gewerbeschule übernahm. Er hatte dieses Amt bis zum Jahre 1887 inne.

Philipp Huber baute die Unterrichtsorganisation zunehmend aus. Im Jahre 1846 wurde beispielsweise Modellierunterricht mit je drei Wochenstunden für die zweite und dritte Klasse der Graveure und Goldschmiede eingeführt. Der schon seit längerem für Knaben der obersten Volksschulklasse bestehende vorbereitende Zeichenunterricht, den der Hauptlehrer der Gewerbeschule erteilte, wurde 1848 als Vorbereitungskurs der Gewerbeschule angegliedert und für verbindlich erklärt. Die Schmuckwarenindustrie nahm nach den Revolutionsjahren 1848/49 einen starken Aufschwung. Dies spiegelte sich auch in den Schülerzahlen wider. Gab es im Jahr 1844 noch 47 Schüler aus der Schmuckindustrie und 30 Zeichengäste (»Bijoutiers«), so stieg sie in den folgenden Jahren kontinuierlich an. Im Schuljahr 1873/74 erreichte die Schule einen vorläufigen Höchststand mit 1024 Schülern. Es beginnt eine zunehmend fundierte Aufteilung nach einzelnen Berufsbildern. Die größte Gruppe bilden hierbei die Gold- und Silberschmiede, gefolgt von den Edelsteinfassern, Graveuren und Emailmalern. Erste Anfänge des Metalltreibens und Ziselierens werden mit einigen Schülern gemacht.

Die Gründung der Kunstgewerbeschule

Immer wichtiger wurde für die Unternehmen, Fachkräfte sowohl im künstlerischen als auch im handwerklichen Bereich zu qualifizieren. Ausgehend von der Zeichenschule Koesslers über die Gründung der Gewerbeschule wurde dieser Forderung im handwerklichen Bereich Rechnung getragen. Bereits im Jahr 1868 wurde von der Schmuckindustrie die Forderung gestellt, auch den künstlerischen Nachwuchs zu fördern. Dies führte zur Einrichtung einer sogenannten Künstlerklasse. Aufgrund der hohen Schülerzahlen entschloss sich die Stadt zum Neubau eines Gewerbeschulgebäudes. Dies wurde an der Ecke Jahnstraße und Rennfeldstraße auf dem heutigen Parkplatz des Reuchlinhauses errichtet. Das Gebäude wurde in den Jahren 1874 bis 1877 erbaut. Mit dem Einzug in das Gebäude an der Jahnstraße entstand am 2. Juli 1877 aus der Künstlerklasse die selbständige Einrichtung »Kunstgewerbeschule Pforzheim« (Fachschule für die Edelmetallindustrie der Stadt Pforzheim). Zum Direktor wurde der Architekt Waag ernannt. Er unterrichtete auch Freihandzeichnen und Modellieren an der Gewerbeschule. Im Jahr 1887 kam Georg Kleemann (1863–1932) als Lehrer an die Schule. Er war einer der bekanntesten und besten Entwerfer für Schmuck im Jugendstil um die Jahrhundertwende.

Von der Gewerbeschule zur Goldschmiedeschule

Konnten die Lehrpläne in den Anfangsjahren zu Zeiten der Zeichenschule Koesslers noch sehr frei gestaltet und auf die örtliche Situation angepasst werden, so nahmen sie mit der Einführung der Gewerbeschule zunehmend eine übergeordnete Struktur ein. Die Ausbildung wurde allgemeiner und auf die besonderen Bedürfnisse der Pforzheimer Schmuckindustrie wurde immer weniger Rücksicht genommen. Die ursprünglich sehr enge Verzahnung zwischen Zeichenschule und den Schmuckunternehmen ging zunehmend verloren.

Im Jahre 1887 wurde der seit zwanzig Jahren an der Gewerbeschule tätige Friedrich Rücklin zum Direktor ernannt. Er kannte die Pforzheimer Schmuckbranche und ihre Sorgen bezüglich der Ausbildung. Unverzüglich arbeitete er konkrete Unterrichtspläne aus, die »die Gründung einer Goldwarenfabrik bis zum flotten Gange derselben« zum Ziel hatten. Es war für Rücklin jedoch schwierig, eine allgemeine handwerkliche Ausbildung mit den speziellen Anforderungen der Schmuckindustrie in Einklang zu bringen. Auch die Teilung der Gewerbeschule in eine Handwerkerabteilung (361 Schüler) und eine Goldschmiedeabteilung (874 Schüler) unter gemeinsamer Leitung führte nicht zu dem gewünschten Erfolg. Es war ohnehin nur eine äußerliche Trennung – die Lehrer unterrichteten jeweils in beiden Abteilungen und die Lehrpläne unterschieden sich nur unwesentlich. Dennoch stiegen die Schülerzahlen kontinuierlich an und die Stadt entschloss sich zum Bau eines neuen Gebäudes auf der »Insel« am Enzufer. Dieses wurde im Jahr 1892 bezogen und war das erste Haus Badens, das ausschließlich für die Aufgaben des Unterrichts der Gewerbeschule gestaltet wurde. Unterstützung bei der Schulentwicklung bekam Direktor Rücklin durch Hermann Gesell. Dieser war neben seiner Tätigkeit als Stadtrat und Landtagsabgeordneter seit 1886 Mitglied in der Handelskammer und bis 1924 deren Präsident. Hermann Gesell war es, der im Jahr 1902 eine Denkschrift mit dem Titel »Neuorganisation der Goldschmiedeabteilung bzw. der Goldschmiedeschule« veröffentlichte. Diese Schrift gab in der Folge Anlass zu einigen Veränderungen. Bereits im Jahr 1903 wurden die Lehrpläne der Goldschmiedeabteilung umgearbeitet. Die Fächer Freihandzeichnen und Modellieren bekamen eine größere Bedeutung.

Die Unterrichtsinhalte orientierten sich wieder verstärkt an den Bedürfnissen der Schmuckunternehmen. Die Neuausrichtung des Lehrplans wurde auch vom neuen Referenten im Karlsruher Landesgewerbeamt, Regierungsrat Maier, unterstützt. Dieser war auch dem Vorschlag aufgeschlossen, die Goldschmiedeabteilung von der Gewerbeschule zu trennen und selbständig zu machen. Der Gemeinderat war ebenfalls von dieser Idee beeindruckt. Dies führte dazu, dass im Jahr 1905 eine eigenständige Goldschmiedeschule entstand. Zum Direktor der neuen Schule wurde Prof. Rudolf Rücklin ernannt. Er war der Sohn von Friedrich Rücklin. Mit Gründung der Goldschmiedeschule besaß die Schule 1016 Schüler.

Im Jahr 1907 wurde eine neue Gewerbeschulverordnung eingeführt. Den Gewerbeschulen war damit auch ausdrücklich eine praktische Unterweisung übertragen worden. So gilt Baden als das erste Land, das den Werkstattunterricht im Sinne der Ergänzung der Lehre im Betrieb allgemein einführte. Der Werkstattunterricht hatte im Fach Modellieren seinen Vorläufer. Bereits der Vater von Prof. Rücklin nahm im Jahr 1887 die Kritik der Unternehmen auf, dass die Ausbildung zu theoretisch ist und zu wenig auf die Bedürfnisse der Pforzheimer Schmuckindustrie abgestimmt war. Mit der neuen Verordnung wurde nunmehr der Weg frei für eine praxisorientierte
Ausbildung. Rücklin hat dieses Prinzip bereits bei seinem Amtseintritt im Jahr 1905 durch die Einführung des Fachlehrerprinzips unterstützt.

Die Raumnot im Schulgebäude auf der Enz-Insel wurde immer größer. Im Jahr 1911 erreichte die Schule mit 2300 Schülern ihren vorläufigen Höchststand. Bereits im Jahr 1907 bezog die Schule provisorische Räume in der Kaiser-Friedrich-Straße. Immer mehr Räume wurden in anderen Schulgebäuden belegt. Im Jahr 1912 konnte die Schule nunmehr in das zuvor umgebaute ehemalige Schulgebäude in der Jahnstraße umziehen.

Die Goldschmiedeschule in der Zeit der Weltkriege

Die Teilzeitausbildung bildet auch nach dem 1. Weltkrieg den Grundstock der Schule. In ihr werden im dualen System Gold- und Silberschmiede, Stahl- und Goldgraveure, Steingraveure, Elfenbeinschnitzer, Ziseleure, Guillocheure, Zeichner, Emailleure, Fasser, Stein- und Glasschleifer, Ring- und Kettenmacher, Zieharmbandmacher, Gehäusemacher, Dosenmacher, Bleistiftmacher, Gürtler, Optiker, Former, Gießer, Presser, Metalldrücker, Metallschleifer, Zurichter, Galvaniseure, Laboranten und Zahntechniker ausgebildet. Die Teilzeitschüler hatten durchgehend 10 Stunden Unterricht pro Woche. Der Unterricht war gegliedert in einen kunstgewerblichen und einen Realienunterricht. Grundsätzlich gab es in der dualen Berufsausbildung eine strikte Trennung von betrieblichem und schulischem Ausbildungsbereich. In der Schule sollte die Theorie vermittelt werden und im Betrieb wurde die
praktische Ausbildung vorgenommen. Aufgrund der zunehmenden Spezialisierung vieler Pforzheimer Betriebe, war es jedoch immer schwieriger, eine ganzheitliche betriebliche Werkstattausbildung zu gewährleisten. Mit dem Schuljahr 1920–1921 wurde daher der Werkstattunterricht in den Pflichtunterricht aufgenommen. Neben den Teilzeitklassen wurde im Schuljahr 1919–1920 zum ersten Mal an der Schule eine Klasse mit Vollzeitunterricht für Goldschmiede geschaffen. Am 19. April 1920 wurde diese eingerichtet. Entgegen dem Teilzeitbereich war der Besuch dieser Schulart freiwillig. Gedacht war diese Schulform in ihrem Ursprung für Söhne von Fabrikanten, welche später das Unternehmen übernehmen sollten. Sehr bald wurden auch Schüler außerhalb Pforzheims aufgenommen. Diese stammten vorwiegend von Goldschmieden und Juwelieren. Eine Stärke dieser Vollzeitschule war eine sehr umfassende Ausbildung in den verschiedensten Techniken des Goldschmiedens. Im ersten Schuljahr 1919/20 gab es zehn Schüler in der neuen Schulart. Diese hatten zunächst 43 Wochenstunden Unterricht, später wurde die wöchentliche Unterrichtszeit auf 49 Stunden erhöht. Bis heute genießt die Berufsfachschule für Goldschmiede eine regionale und internationale Anerkennung.

Am 20. Januar 1940 wurde die Selbständigkeit der Goldschmiedeschule durch die Nationalsozialisten jäh unterbrochen. Aus der »Kunstgewerbeschule« und »Goldschmiede-schule« wurde die »Staatliche Meisterschule der deutschen Edelmetall- und Schmuckindustrie Pforzheim«. Nach einem Brandbombenangriff im Dezember 1944 musste der Unterricht eingestellt werden. Im Februar 1945 wurde das Schulgebäude völlig zerstört.

Der Weg in die zweite Selbständigkeit

Unter der Leitung von P. P. Pfeiff er begann bereits 1946 im alten Volksschulgebäude von Niefern der Neuaufbau. Direktion und Sekretariat waren andernorts untergebracht. 1949 zog man in die ehemalige Trautz’sche Maschinenfabrik nach Dillstein. Durch einen Vertrag zwischen der Stadt Pforzheim und dem Landesbezirk Baden wurde 1947 eine gemeinsame Leitung der Goldschmiedeschule und der Kunstgewerbeschule, die 1940 – wie bereits erwähnt – in »Staatliche Meisterschule« umbenannt worden war, vereinbart. Mit dem 1.4.1952 wurden beide Schulen unter der Bezeichnung »Vereinigte Goldschmiede-, Kunst- und Werkschule Pforzheim« usammengefasst. Die Leitung der Gesamtanstalt lag bei Prof. Egon Gutman. Die Abteilung Goldschmiedeschule wurde von einem Fachvorsteher betreut. Sie bestand aus den drei Bereichen: Pflichtschule für Lehrlinge, Berufsfachschule mit 45 Stunden Vollzeitunterricht sowie Kurse für Gästeschüler zur Vorbereitung auf die Facharbeiter- und Gesellenprüfung. Das Provisorium Trautz’sche Fabrik erwies sich als zunehmend unzulänglich. Am 20. Mai 1960 konnte schließlich der Schulneubau an der St. Georgen-Steige nach den Plänen von Hans Schürle eingeweiht werden. Am 1. Januar 1966 erfolgte die Trennung von der Kunstgewerbeschule und die Goldschmiedeschule erhielt ihre erneute Selbständigkeit.

Schulgebäude an der St. Georgen-Steige

Die zweite Selbständigkeit

Mit dem Umzug begann auch ein Wandel in der Ausbildung. Im praktischen Bereich, der früher durch eine strenge Abfolge technischer und handwerklicher Übungen dominiert war, begann neben der Technik auch die Gestaltung stärker in den Vordergrund zu treten. Dies wurde durch die in den 60er Jahren entstehende Schmuck-Avantgarde und durch Einflüsse aus Kunst und Design gefördert. Diese Ansätze veränderten das Schulleben und führten in der Folge auch zu einer Ausweitung des Bildungsangebotes mit der Einführung der
Meisterschule für Goldschmiede im Schuljahr 1976/77 sowie der Einrichtung des »Berufskollegs für Formgebung –Schmuck und Gerät« (heute Berufskolleg für Design, Schmuck und Gerät) und der »Fachschule für Schmuck und Gerät – Werkkunstschule« (heute Fachschule für Gestaltung, Fachrichtung Schmuck und Gerät) im Schuljahr 1988/89 wurden diesen Veränderungen Rechnung getragen.

Bereits in den Anfängen der Schule im Jahr 1768 wurde auch das Uhrmacherhandwerk gelehrt. Aufgrund der Auflösung von Unternehmen wurde die Ausbildung wenige Jahre später eingestellt und erst im Jahr 1926 im Rahmen von Werkzeugmacherklassen wieder unterrichtet. Im Frühjahr 1952 wurde in Pforzheim an der Gewerbeschule I eine 2-jährige Berufsfachschulklasse für Uhrmacher eingeführt. Durch die Verlegung der Abteilung Uhren und Zeitmesstechnik von der Gewerbeschule I an die Goldschmiedeschule im Januar 1973 waren Schmuck und Uhren wieder unter einem Dach vereint. Dies führte zum einen zu einer Erweiterung des Ausbildungsspektrums und gleichzeitig zur Namenserweiterung in »Goldschmiedeschule mit Uhrmacherschule«. Im Schuljahr 2011/12 erfuhr die Goldschmiedeschule mit Uhrmacherschule mit der Einführung des Berufskollegs für Produktdesign eine Erweiterung ihres Bildungsangebotes im gestalterischen Bereich.